Reiterhilfen – wann sie wirklich helfen

Reiterhilfen – wann sie wirklich helfen

von Barbara Decker

Reiterhilfen sollen helfen. Aber wobei sollen sie helfen? Reiterhilfen sollen die Kommunikation zwischen Pferd und Mensch ermöglichen. Also dem Reiter eine Möglichkeit bieten, dem Pferd unter uns eine Anweisung zu geben.

Wie funktionieren Reiterhilfen?

Diese Anweisungen passieren unter Einsatz deines Körpers und zwar mit deinem Gewicht, den Schenkeln und den Händen (Gewichts-, Schenkel-, und Zügelhilfen). Wobei immer darauf zu achten ist, dass die treibenden Hilfen, also die, die mit Gewicht und Schenkel gegeben werden in der Priorität höher zu stellen sind als die verwahrenden Hilfen (Zügelhilfe).

Des Weiteren ist wichtig zu beachten, dass keine Hilfe für sich alleine steht. Die Reiterhilfen werden immer in Kombination zusammen gegeben. Dabei bestimmen das Timing, die Zusammensetzung und die Dosierung der verschiedenen Hilfen, was das Pferd letztendlich ausführen wird. Macht das Pferd nicht das, was du dir eigentlich vorgestellt hast, dann musst du Timing, Zusammensetzung und Dosierung der Hilfen überdenken und ggf. nochmal oder anders dem Pferd anweisen.

Die verschiedenen Reiterhilfen im Detail

Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen können wie folgt auf das Pferd einwirken:

GEWICHTSHILFEN werden über das Reiterbecken, genauer über deine Sitzbeinhöcker gegeben. Man unterscheidet die beidseitig und einseitig belastende Gewichtshilfe und die entlastende Gewichtshilfe.

SCHENKELHILFEN werden mit der flachen Innenseite deiner Wade gegeben und zwar im Impuls. Das bedeutet, du spannst deine Wadenmuskeln einmal an und entspannst sie dann wieder. Ein Dauertreiben ist hier nicht sinnvoll, da die Pferde abstumpfen und als Folge nicht mehr auf den Schenkel reagieren. Man unterscheidet vorwärts- und vorwärts-seitwärts treibende und verwahrende Schenkelhilfen.

ZÜGELHILFEN werden aus einer korrekt geschlossenen und getragenen Reiterhand heraus gegeben. Diese Hilfe hat den größten Einfluss auf das Pferd und kann ihm am meisten schaden, daher sollte die Zügelhilfe immer mit Bedacht eingesetzt werden und immer nach dem Grundsatz: „nach jeder annehmenden Zügelhilfe folgt eine nachgebende Zügelhilfe.“ Man unterscheidet hier auch folgende Hilfen: Annehmende, nachgebende, durchhaltende, verwahrende und seitwärtsweisende Zügelhilfen.

Die Reiterhilfen im Zusammenspiel: Halbe und ganze Paraden

Wenn alle Reiterhilfen effektiv zusammenwirken spricht man von halben Paraden. Halbe Paraden brauchst du immer dann, wenn…

  • … du dein Pferd auf eine neue Übung / Lektion vorbereiten möchtest.
  • … du in dein Pferd wieder mehr Spannung reiten möchtest, damit es wieder in Selbsthaltung läuft.
  • … du dein Pferd versammeln möchtest.
  • … du dein Pferd auf die ganze Parade vorbereiten möchtest.

Die ganze Parade führt immer zum Halten und kann somit korrekt nur auf einer Geraden geritten werden. Denn nur da kann dein Pferd in sich gerade, auf allen vier Hufen gleichmäßig belastet stehen bleiben.

Reiten_Ganze Parade auf der geraden Linie
(c) Barbara Decker

Sitzschulung als Grundlage

Gute und korrekte Reiterhilfen können ausschließlich aus einem guten und ausbalanciertem Reitersitz heraus gegeben werden. Darum ist die Sitzschulung für den Reiter, auch wenn dessen Reitanfangszeiten weit zurück liegen, eine wertvolle Ergänzung zur Reitausbildung und das zu jeder Zeit!

Reiten_Korrekter Reitersitz und die Bedingung für korrekte und feine Hilfen
(c) Barbara Decker

Das Wissen über sein eigenes Tun auf dem Pferd und was man damit bewirkt, ist essenziell für ein feines Reiten und somit für die Gesunderhaltung des Pferdes. Gutes, korrektes und pferdegerechtes Reiten ist aktiv gelebter Tierschutz.

Mehr Infos zu korrekten Reiterhilfen und mehr erfährst du in der Reittrainings-Box und in meinen Onlinekursen auf www.pferdvoll-wertvoll.de und auf meinem Instagram-Account pferdvollwertvoll.

 

Ein Artikel von BLV-Autorin Barbara Decker. Hier finden Sie ihren neusten Titel Die Reittraings-Box.

Titelbild: (c) Barbara Decker